Der Chrysler 300 war 1970 die kostspieligste Möglichkeit, ein Mopar Cabrio zu fahren – als Softtop gab es weder den höher positionierten Chrysler New Yorker noch die nobleren Imperial Le Baron und Crown.
Mit verdeckten Scheinwerfern flott ausstaffiert, hielten die Chrysler Händler den 300 freilich nicht als piefigen Sedan mit B-Säule bereit. Stattdessen gab es das zwei- und viertürige Hardtop
ab 4.234 respektive 4.313 $, das elegante Chrysler 300 Cabrio zu mindestens 4.580 $ sowie das sehr auffällige Sondermodell 300 Hurst. Während das 1.077 mal gebaute Softtop aus Windschutzgründen noch mit Dreiecksfenstern ausgeliefert wurde, standen sie bei den 10.084- beziehungsweise 9.846-fach gebauten Hardtops nicht mehr zur Verfügung. Wer sich wie bei vorliegendem Chrysler Coupé in Jubilee Blue Poly noch ein paar Extras wie ein Radio, die Klimaanlage samt darauf hinweisendem Aufkleber, die die Blinkerkontroll-Leuchten beinhaltende Light Group, das Vinyldach sowie getönte Scheiben gönnte, überschritt rasch die Fünf-Riesen-Marke.
Im Chrysler Oldtimer waren selbst die Big Blocks big
Den schwächlichen 383-ci-Achter sparte man sich im Chrysler 300 1970 wie zuvor auch; wem der 440 ci Big Block mit 350 hp, 651 Nm und Einrohr-Auspuff nicht langte, orderte eben den 440 TNT mit 375 PS und identischem Drehmoment. Ersterer brachte das minimal 1.955 kg schwere Fahrzeug in 7,9 Sekunden von 0 auf 100 und weiter auf 198 km/h, zweiterer kam auf drei Zehntel weniger und 14 Sachen mehr Spitze. Wen das immer noch nicht zufrieden stellte, der musste in Eigenregie von Dreistufen-Automatik auf Viergang-Schaltung und von Vierfach-Vergaser auf Sixpack oder gleich auf 426 Hemi umrüsten. Ganz gleich, welches Triebwerk unter der Haube steckte: Man tat gut daran, zur Sicherheit des bei 315 cm Radstand 571 cm langen, 201 cm breiten und 141 cm hohen Mopars die optionalen Scheibenbremsen oder wenigstens den Bremskraftverstärker zu ordern.
Der Chrysler 300 hatte durchaus starke Konkurrenten
An traditionell gesinnte Kunden, die nach einem großen, sportlich hergerichtetem Wagen lechzten, richtete sich der Chrysler Oldtimer keineswegs allein: In seiner gehobenen Klasse buhlen gleichfalls der Mercury Marauder X100 und der Buick Wildcat um Kunden, während im Nicht-Premium-Segment Ford XL, Chevrolet Impala SS und Plymouth Sport Fury zeigten, was mit mindestens sieben Litern im Vorderwagen so machbar war. Doch fristete der Chrysler 300 einen Abstieg auf Raten: Bei seiner Einführung 1955 gehörte der Fullsize-Brummer zu den wirklich schnellen Fahrzeugen, national wie international. 15 Jahre später kämpfte das sportlichste der Chrysler Modelle auf verlorenem Posten – wer ein rasantes US-Car wünschte, schnappte sich ein preiswerteres, leichtes und agileres Muscle- oder Pony-Car.
Mit reichlich Leistung kam der Mopar-Erfolg zurück
Allein fuhr der Chrysler Oldtimer übrigens nicht in die – in seinem Fall vorläufige – Versenkung, oben genannte dynamisch getrimmte Fullsize-Amis scheiterten 1970 beziehungsweise 1971 genauso am gewandelten Publikumsinteresse. Der nicht eben geringe Chrysler 300 Preis war noch nicht einmal das Problem – denn eigenständig gestylte und in diesen Jahren auch noch agile Personal Luxury Coupes á la Ford Thunderbird und Buick Riviera fanden sehr wohl Kunden. Ein solches hatte Chrysler aber nicht, und erste 300-Relaunch auf Basis des Midsize-Cordoba ging 1979 in die Hose. Deutlich besser lief es 1998 mit dem frontgetriebenen 300M. Und als den 2004 der 300C ablöste, ging der Fullsize-Sportspaß erneut los. Vor allem im 300 SRT-8...
- Die letzten Dinosaurier: Ford LTD
- Die letzten Dinosaurier: Pontiac Grand Ville Brougham
- Die letzten Dinosaurier: Mercury Monterey Custom
- Die letzten Dinosaurier: Dodge Polara
- Die letzten Dinosaurier: Chrysler 300
- Die letzten Dinosaurier: Buick Electra
- Die letzten Dinosaurier: Lincoln Continental Mk IV
- Die letzten Dinosaurier: Cadillac Sedan de Ville