Der Mercedes-Benz W116 machte der internationalen Konkurrenz deutlich klar: Man spricht deutsch! Alles konnte die S-Klasse besser – vor allem die prestigeträchtigen V8-Modelle ab 350 SE aufwärts.
Die erste offizielle Mercedes S-Klasse war schon bei ihrem Erscheinen im Jahr 1972 eine Legende: kühle glatte Linen statt rundem Barock der Vorgänger sowie ordentlich optische Aggressivität. Warum auch nicht, schließlich passte der W116 mit seiner Kantigkeit und dem ohnehin sehr repräsentativen Äußeren bestens in die der Flower-Power zeit folgenden Me-Decade, wie Autor Tom Wolfe mal die 70er nannte.
In die egozentrische Zeit passte der Mercedes 350 SE mit seinem V8 hervorragend – immerhin konnte man sich mit dem 3,5 Liter großen V8 endgültig von den sich in der gehobenen Mittelklasse verbreitenden Sechszylindern absetzen.
Mercedes S-Klasse schießt KAD-Serie ab
Damit hatte die chromblitzende Mercedes S-Klasse einen erstklassigen Unique Selling Point – beinahen zumindest: Bis BMW einen Achtender anbot, sollte es noch einige Jahre dauern, doch waren Opel Diplomat und Admiral noch mit Chevrolet Smallblock erhältlich. Die Rüsselsheimer waren jedoch auf dem ansteigenden Ast und hatten dem W116 immer weniger entgegenzusetzen. Betrachtet man vorliegenden Mercedes Oldtimer, wird sein großes Ansehen bei der Kundschaft verständlich: Bei tiefbraunem Metallic-Lack, doppelten Stoßstangen und einer weitaus dynamischer verlaufenden C-Säule als bei der Opel-Konkurrenz klappten die Scheckbücher schon fast automatisch auf.
W116 mit strammem Antritt
Unser Mercedes S-Klasse Fotomodell punktet innen mit hellbraunen Teilledersitzen und kräftig gemustertem Karostoff. Wenn der Fahrer des W116 da sein ähnlich gemustertes Jackett ablegte, fand er es kaum wieder. Nun ja. Weit weniger albern sind die 285 Nm Drehmoment und die rund 200 PS, die den von 1972 bis 1980 gebauten Mercedes 350 SE in unter zehn Sekunden auf Tempo 100 katapultierten – wer unbedingt darauf bestand, konnte sogar eine Handschaltung bekommen. Auch mit der Bosch-Benzineinspritzung konnte man seinerzeit durchaus angeben, genau wie mit den Wischern vor den Scheinwerfern und einer Höchstgeschwindigkeit von 205 Sachen, die damit knapp über der magischen Marke lag.
Mercedes Oldtimer in Neuwagenzustand
Wer seine Mercedes S-Klasse in den 70ern wie hier mit den 14 Zoll großen Barockfelgen aus dem Hause Fuchs orderte, wollte einen sportlichen Eindruck auf seien Umwelt machen; wer seinem Mercedes Oldtimer heutzutage Stahlfelgen mit den wundervollen blechernen Radkappen in Wagenfarbe spendiert, zeigt, dass er Wertarbeit von Plastikschrott unterscheiden kann. Unabhängig davon ist unser vorliegender Mercedes-Benz mit seinen 496 cm Länge ein absoluter Augenschmaus, die Oberklasse-Limousine wirkt wie ein Neuwagen frisch aus dem Autohaus. Zum Abschluss noch einen kurzen Spot der Daimler AG über den Mercedes W116 – Film ab!
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